Fernweh

Cocktails auf dem Vordeck

Ganz einfach nur 2 Tage,

nur 2 von 120 – aber sehr charakteristische.

Es beginnt alles sehr ruhig und wir laufen pünktlich um 12 Uhr mittag aus der Marina de Denia aus als wir beschliessen doch noch zu tanken, wie schon hundert mal zuvor und eigentlich ein einfaches Manöver. Weit gefehlt !

Das Manöver kann auch unfahrbar sein, wenn der Marinero ohne Not beschliesst eine Zapfsäule an der man schon vorbeigefahren ist als Ziel zu definieren…und zwar in dem er einen Schritt entgegen der Fahrtrichtung macht und uns mittels doppeltem Auge auch noch FEST am Poller belegt. Pantera macht das Einzige, was in dem Moment möglich ist und fährt , weil auch für diese ungeplante Anlegeposition zu schnell, frontal in die Kaimauer. Volle Fahrt Rückwärts hatte da auch keine Auswirkung mehr. Und es knallt.

Der Anker bekommt die volle Wucht ab und verbiegt sich dabei um 45°, das Ankergeschirr nimmt den Rest der Energie auf und verbiegt sich ebenso. Sämtliche Versuche, den Marinero dafür verantwortlich zu machen, werden von allen Vorgesetzten und Hafenmeistern und Übersetzerinnen des Chefs zunichte gemacht und immer wieder darauf verwiesen, dass ich ja für alles verantwortlich bin, was bei uns an Bord passiert. Mein Standpunkt, dass ich so einen unnötigen Schwachsinn beim Anlegen noch NIE gesehen habe und ich noch nie einen Marinero/Helfer an Land gesehen habe, der uns im Vorbeifahren FESTmacht, werden durch die Wiederholungsgebetsmühle (s.o.) gedreht und wir verlassen nach endlos wirkenden Verhandlungen genervt und wütend den Hafen.

Aus dem Hafen raus steht uns strammer Wind mit bis zu 30 Kn Böen entgegen und wir segeln „nur“ ma eben in 3 Stunden um das nächste Kap herum. Knackiges Segelwetter und eigentlich sehr schön aber die Gedanken hängen an Verständnislosigkeit, Kompromisslosigkeit, Einsichtslosigkeit und an der Wut gegenüber dem Marinero und seinem Boss.

Sei´ s drum, ab in den nächsten Hafen (grad mal 5 Meilen Luftlinie) und Schäden genauer begutachten. Aber nein, nix geht. Hafen voll wegen Regattawochenende. Das erste Mal seit der ganzen Tour, der ganze Hafen voll ! Nächsten Hafen angerufen – ebenso.

Erst der übernächste, 15 Meilen entfernte Hafen Puerte de Calpe hat noch Platz für uns. Also los geht´ s, Essen kochen , Segel wieder setzen und neuen Kurs, aber vor 22 Uhr werden wir das nicht schaffen…

Am nächsten Morgen werden wir mit Blick auf den Penon de Ifach belohnt, um den wir in der Nacht zuvor herumgekreuzt sind. Ein brachial markanter Felsen, der nicht umsonst dem Ort den Beinamen Mini-Gibraltar eingebracht hat. Es führen zahlreiche Kletterrouten an der senkrechten Südseite zum Gipfel aber auch ein Wanderweg von Nordwesten. Klar, dass wir da hoch wollen und wir nehmen uns die Zeit bevor wir den leider recht teuren Hafen wieder verlassen müssen.

Nach gut einer Stunde stehen wir auf dem Gipfel und er ist wirklich jeden Meter des Aufstiegs wert, denn dabei handelt es sich nicht nur um Pfade sondern auch um handfeste Klettersteigpassagen. Zum ersten Mal merke ich auch einen deutlichen Unterschied zur Luft, die ich sonst vom Bergsteigen her kenne. hier habe ich jetzt kaum Probleme sauerstofftechnisch, vielmehr machen meine Beine schlapp kurz vorm Gipfel aber das ist wohl eher mangelnde Ausdauer als der Chloridkanal.

Direkt nach dem Abstieg machen wir uns auf den Weg nach Villayojosa, bei wunderbarem achterlichen Wind und ordentlich Seegang gehts dabei an Benidorm vorbei…ein unwirklicher Anblick und kaum zu beschreiben. So , wie man sich Manhattan vorstellt, nur gedrängter und deplazierter. Laut Wikipedia, mit der höchsten relativen Hochhausdichte der Welt, schlägt Benidorm den Anblick von Lloret de Mar und Co. bei weitem !

Bei der Hafeneinfahrt im Puerto de Villayojosa passiert dann unerwartetes…der Motor qualmt weiß und geht aus, sprichwörtlich auf den letzten Umdrehungen können wir noch um die Mole rum und auch noch einmal aufstocken um nicht voll gegen den Steg zu knallen und dann ist er aus und heiß heiß heiß.

Die Fehlersuche hat ergeben: die Seewasserpumpe ist undicht, hat einen kleinen Riss und ist innen ordentlich korrodiert – also muss eine neue her und wir warten hier unfreiwillig auf das Ersatzteil.

Um die Achterbahn komplett zu machen, habe ich hier zwei unheimlich coole Mechaniker gefunden, die unseren Anker mittels Presse gleich mal wieder begradigt haben und sich weigerten Bezahlung anzunehmen, muchas gracias Pablo y Manolo !!!

Es passiert so einiges hier…aber wo bleiben diese „Cocktails auf dem Vordeck“?