Seemannsgarn

der Rhein und die Loreley…

Drei weitere Schleusen nach Frankfurt erreichten wir wieder den Rhein, diesmal allerdings auf Talfahrt und das katapultierte unsere dicke Pantera teilweise auf absurde 11 Knoten Fahrt. Was anfangs noch recht freundlich begann sollte sich zur bislang turbulentesten Strecke entwickeln.

Wiesbaden empfing uns freundlich und sehr modern im WYC Schierstein, von wo aus wir frisch getankt und gutgelaunt an Rüdesheim und Bingen vorbeipflügten … bis … ja bis zum Rhein-km 545,3.

Und dann kam besagter Kilometer…

Sehr enge Fahrrinne, das Wetter schlägt um und von allen Seiten Frachter aller Größen.

Während ich Fahrt rausnehme (zwischen 7 und 8 Knoten), weil ein Frachter vor uns immer langsamer wird in der kurvigen Strecke, bemerke ich wie hinter uns ein voller Tanker immer mehr Fahrt aufnimmt und uns offensichtlich bei Kaub überholen will. Dem von hinten immer näher kommenden Frachter versuche ich soviel Platz wie möglich zu geben, auf die andere Rheinseite kann ich nicht, da kommt gerade ein Bergfahrer hoch…und plötzlich knallts – und zwar so richtig.

Panteras Bug senkt sich und das Heck geht erst kurz hoch und wird dann mit der 6 Knoten schnellen Strömung quer gedrückt.

Wir liegen bei 545,3 quer zum Rhein und krängen bis zu 30°. Alle Versuche von selbst da wieder rauszukommen scheitern und uns wird langsam bewusst es ist ernst – wir brauchen Hilfe und müssen einen Notfall rausfunken.

Wenige Minuten später ist die Wasserschutzpolizei da – kommt aber nicht nahe genug an uns ran und verständigt die Feuerwehr. Die Freiwillige Feuerwehr St. Goar kommt direkt von Kaub mit schnellem und leichtem Boot mit wenig Tiefgang an uns ran.

Kurze Zeit später beschliessen uns die Eisatzkräfte von Bord zu holen, da für die Bergung unseres Schiffes Spezialisten benötigt werden. Schweren Herzens verlassen wir Pantera und verbringen die nächsten Stunden im Einsatzschiff der WSP – stets bei besagtem Kilometer. um der Berufsschiffahrt geringere Geschwindigkeit zu verdeutlichen, da bei jeder Welle das ohnehin krängende Boot noch mehr Schräglage bekommt.

Ein Blogeintrag gibt nicht all das her, was uns in dieser Zeit durch den Kopf gegangen ist und ich habe nur wenige Bilder gemacht, weil in der Situation niemand (außer vorbeifahrende Kreuzertouristen) auf die Idee kommt Bilder zu machen.

Es war das Schlimmste, was wir bislang erlebt haben und wir beide sind unendlich froh über so viele nette Helfer.

Allerdings nehmen wir auch einiges an Erfahrung daraus mit, wie man bzw. wie wir in solchen Situationen reagieren und wir nehmen daraus mit was alles passieren kann und dass es eine gute Entscheidung war auf Stahl zu bestehen.

Wir waren übrigens auf eine sogenannte Krippe aufgefahren, das sind Steinwände, die quer zum Flußverlauf in den Rhein hineinragen. Das enge Fahrwasser, die starke Strömung und die große Zahl an Berufsschiffen geben Sportbooten wie uns kaum Platz, vor allem nicht für Versatz durch Sog und Schwell.

Der Rhein ist ein Biest und man sollte ihn respektieren – das wussten wir schon.

Was der Rhein jetzt weiß : Pantera ist ein Biest und man sollte Sie respektieren, denn 6 Stunden quer in der vollen Strömung liegend, haben nicht ausgereicht sie zu versenken.

Ums kürzer zu machen :

Wir danken den gemeinsamen Anstrengungen der WSP Bingen und St. Goar, der Freiwilligen Feuerwehr St. Goar (Kaub), unserer Versicherung und ihrem Experten vor Ort, der Besatzung der St. Goar (WSA) und dem Schlepper Rheinland.  Tausend Dank Euch allen !!! Ohne Euch wäre unsere Reise vielleicht schon vorbei gewesen.